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"Wir brauchen einen Sportminister"

Meine Corona-Zeit, Folge 18 der Reihe vom Westfälischen Volksbaltt: Anna Wedegärtner, Geschäftführerin des Paderborner Squash Clubs, vermisst die Normalität und hält sich auf dem Golfplatz fit.


1. Wie nah ist Ihnen das Virus bislang gekommen?

Meine Familie und engsten Freunde sind bisher vom Coronavirus verschont geblieben. Im Bekanntenkreis hat es aber doch über die letzten Monate einige erwischt – glücklicherweise mit mildem Verlauf.


2. Was überwiegt bei Ihnen gerade: Vertrauen und Gelassenheit oder Unzufriedenheit und Frust?


Inzwischen wird es offen gesagt schwieriger, das Vertrauen in die Politik aufrechtzuerhalten. In den knapp 14 Monaten Pandemie gab es anfangs Entscheidungen, die jeder gerne mitgetragen hat, doch so manche jüngere Beschlüsse und das Hin und Her – gerade hinsichtlich des Einzelhandels und des Sports – sind nicht mehr nachzuvollziehen, da sie meiner Meinung nach nicht

differenziert genug sind.


3. Der Amateursport ruht seit Monaten. Ist er Ihrer Meinung nach ein Teil des Problems oder ein Teil der Lösung?


Der Amateursport ist definitiv ein Teil der Lösung – der Lösung, gegebenenfalls sogar langfristig mit der Pandemie zu leben. Es gibt in nahezu jeder Sportanlage wie bei uns im Ahorn-Squash mit dem Gesundheitsamt ausgearbeitete und während des vergangenen Sommers bereits erfolgreich erprobte Hygienekonzepte, die Schnelltest-Strategie kommt jetzt hinzu. Kinder, aber auch Erwachsene brauchen körperliche Bewegung und sportliche Interaktion, um fit zu bleiben, das Immunsystem und auch die Psyche zu stärken. Unsere Mitglieder des Paderborner Squash Clubs fragen regelmäßig nach, wann sie wieder Squash spielen dürfen. Unsere digitalen Jugendtrainingsangebote können bei Weitem nicht das Training im Court ersetzen.


4. Wenn Sie für einen Tag Bundeskanzler(in) sein dürften, was würden Sie für diesen einen Tag im Sinne der Nation ändern?


Lassen wir mal außen vor, dass ich als Kanzlerin nicht die alleinige Macht dazu hätte – aber ich wollte es zumindest anstoßen: Ich würde versuchen, ein Sportministerium zu installieren, das auch fester Bestandteil künftiger Regierungen sein müsste. In anderen führenden Sportnationen ist diese Position des Sportministers eine Selbstverständlichkeit und würde in Deutschland enorm dazu beitragen, dem Sport die Bedeutung zu geben, die er in der Gesellschaft verdient. Im Innenministerium gibt es dagegen lediglich die Abteilung Sport – diese bereits seit 1914 bestehende Regelung ist total veraltet, und folglich geht er darin unter. Sportler*innen sind wichtige Vorbilder für Kinder und Jugendliche für ihre Entwicklung, Sportdeutschland braucht eine(n) Sportminister(in).


5. Was tun Sie und wo tun Sie es, um ihre körperliche oder auch geistige Fitness auf Trab zu halten?


In meiner Freizeit spiele ich leidenschaftlich gerne Golf im Universitäts-Golfclub Paderborn. Beim Golf trainierst Du Körper und Geist gleichermaßen – lernst ebenso Demut und wirst mental stärker. Während des harten Lockdowns habe ich fast täglich meine Laufrunden um die Fischteiche gedreht.


6. Die Welt verändert sich, Gewohnheiten werden erschüttert. Hat diese Extremsituation Ihr Lebensgefühl, Ihre Wahrnehmung, Ihr Denken verändert?


Ich bin ein sehr soziales Wesen. Sowohl beruflich als auch privat treffe ich gerne auf viele Menschen, tausche mich mit ihnen aus und gewinne daraus meine Energie. Das alles ist von heute auf morgen weggebrochen, stattdessen telefoniere ich nun viel, darüber hinaus treffe mich mit einzelnen Freunden auf einen Spaziergang oder eine Golfrunde, seit das in NRW wieder möglich ist. Jedoch drückt diese Extremsituation die Stimmung – gerade in einem Ein-Personen-Haushalt fällt einem da schon oft die Decke auf den Kopf.


7. Was ist Ihr Lieblingsort, um aufzutanken?


Der Golfkurs Haxterhöhe Links – hier verbringe ich regelmäßig einen „Kurzurlaub“ und manchmal ist es aufgrund der wechselnden Winde so, als sei ich in Schottland gelandet.


8. Welches Buch lesen Sie gerade?


Der Spiegelmann von Lars Keppler.


9. Sehnen Sie die „Normalität“ der Vor-Corona-Zeit herbei oder ist Ihnen bewusst, dass es diese Normalität nicht mehr geben wird?


Ich vermisse die Vor-Corona-Zeit sehr. Ob wir je wieder zur gewohnten Normalität zurückkehren, ist sicherlich fraglich. Das Ahorn-Squash ist nun schon acht der letzten dreizehn Monate geschlossen, diese Zeit haben wir u. a. für den Umzug der Squash-Rezeption in das Erdgeschoss genutzt. So können wir Squash bald hoffentlich den 550.000 Besuchern des Ahorn-Sportparks optimal präsentieren, die ihn sonst nämlich jährlich nutzen. Den Ahorn-Sportpark so verlassen zu sehen, tut in der Sportlerseele weh. Ein wichtiger Schritt könnte das Modellprojekt sein, in dem ein kontrollierter und durch die Wissenschaft begleiteter Wiedereinstieg in den Indoorsport im Ahorn-Sportpark und den Paderborner Bädern mit tagesaktuellen negativen Schnelltests möglich ist. Ob im Laufe des Jahres aber meine Arbeit wieder völlig „normal“ inklusive Reisen ins Ausland gemeinsam mit dem Bundesliga-Team des Paderborner Squash Clubs zum Europapokal oder der Besuch diverser Bundesliga-Spieltage der Paderborner Spitzensportvereine und auch Abendveranstaltungen im Sport möglich ist, wage ich zu bezweifeln.


10. Was möchten Sie dem Coronavirus sagen?


Am liebsten ganz ostwestfälisch: „Geh wech!“, aber stattdessen biete ich ihm lieber die Stirn mit Hygienemaßnahmen und möglichst sicherem Sporttreiben – hoffentlich auch schon bald wieder im Ahorn-Sportpark.

Dazu vier Entscheidungsfragen (gerne mit Begründung)

Kraft- oder Lauftraining: Lauftraining, hier kann ich den Gedanken freien Lauf lassen und da fallen mir privat wie beruflich die besten Ideen ein.

Playstation oder Netflix: Netflix, wird aber nur an verregneten Abenden eingeschaltet.

Bringdienst oder selber kochen: Selber kochen – gerne bunt und ohne Rezept.

Podcast oder Buch: Buch – skandinavische Krimis haben es mir angetan und ich liebe das Umblättern der Seiten.

Foto Greitemeier: Anna Wedegärtner im neuen Empfangsbereich des Ahorn-Squash im Ahorn-Sportpark. Die Squash-Rezeption ist im Winter in das Erdgeschoss umgezogen und wartet auf die Neueröffnung.

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